Was ist Keratokonus?

Keratokonus ist die medizinische Bezeichnung für eine nicht entzündliche Erkrankung der Hornhaut, bei welcher es im Laufe der Zeit zu einer abnormen, kegelförmigen Deformierung der Oberfläche kommt. Die Ursache dieser Erkrankung ist bis heute unbekannt; wahrscheinlich sind mehrere Faktoren von Bedeutung. Man vermutet die Beteiligung einer Stoffwechselstörung sowie Erbfaktoren. Weiter bestehen offenbar Verbindungen zu gewissen Allgemeinerkrankungen wie Heuschnupfen, Asthma oder Ekzem bzw. Neurodermitis.

 

Wie häufig tritt der Keratokonus auf?

In der Literatur werden stark schwankende Häufigkeiten von 1:25´000 bis zu

1:200 angegeben. Die Angaben variieren je nach Land und Untersuchungsmethode bzw. Untersuchungsgeräten. Männer und Frauen sind etwa im selben Masse betroffen.

 

Was merkt der Betroffene?

Ein Keratokonus kann in jedem Lebensalter erstmalig auftreten. Am häufigsten fällt der Beginn der Krankheit mit der Pubertät zusammen und führt zu einer allmählichen Abnahme der Sehkraft. In der Regel sind beide Augen betroffen, häufig aber ein Auge stärker als das andere. Die Betroffenen leiden auch unter Blendungsgefühl, Verzerrungen, Doppelkonturen und Geisterbildern beim Sehen.

Im Anfangsstadium wird mit einer Brille noch volle Sehschärfe erreicht. Mit Zunahme der Hornhautverformung sinkt die Sehschärfe allerdings trotz optimaler Brillenglaskorrektur immer mehr ab. Zu diesem Zeitpunkt können nur noch hart-flexible Contactlinsen das Sehen wieder verbessern.

 

Wie verläuft die Krankheit?

Am häufigsten beobachtet man eine sehr langsame Zunahme der Hornhautdeformierung während 2-3 Jahrzenten, dann kommt es meist zum Stillstand. Wird die Diagnose bei Jugendlichen gestellt, muss häufig mit einer raschen Zunahme gerechnet werden. Im allgemeinen kann bei gut 3/4 der mit Contactlinsen versorgten Betroffenen ein brauchbares Sehvermögen erhalten werden.

Bei Zunahme der Keratokonus wird aber eine laufende Änderung der Contactlinsenform nötig, um weiterhin ein gutes Sitzverhalten zu erzielen. Hierbei muss der Contactlinsen-Anpasser besonders auf die extrem empfindliche Kegelspitze der Hornhaut achten.

Mit dem Spitzerwerden des Hornhautkegels können narbige Veränderungen das Sehen verschlechtern oder in seltenen Fällen kann die Hornhaut-Innenschicht einen kleinen Riss bekommen. Durch Einströmen von Flüssigkeit aus der vorderen Augenkammer trübt dann die Hornhaut akut ein(sog. akuter Keratokonus). In der Regel heilt diese Veränderung aber unter Zurücklassung einer Hornhautnarbe wieder ab. Nur bei knapp 1/4 der Patienten wird die Hornhaut mit der Zeit derart deformiert oder durch Narben eingetrübt, dass Contactlinsen keinen Halt mehr finden bzw. die Sehschärfe immer mehr absinkt. In diesen Fällen kann aber mit einer Hornhauttransplantation geholfen werden.

 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Nach der Diagnose steht immer die möglichst optimale Brillenkorrektur an erster Stelle. Die Anpassung von Contactlinsen ist dann angezeigt, wenn die Sehkraft mit einer Brille nicht mehr genügend korrigiert werden kann, und der Patient in seinem Alltag eingeschränkt ist.

 

In den letzten Jahren hat sich vermehrt eine Behandlung durchgesetzt, die ein erfolgreiches Aufhalten oder zumindest Verlangsamen der Zunahme des Keratokonus mittels Quervernetzung der Hornhaut(sog. Cross-Linking) erreichen kann.

Die normale Hornhaut besteht aus feinen Kollagenlamellen, die durch Eiweissmoleküle auseinander gehalten werden. Im Laufe des Älterwerdens bilden sich natürlicherweise vermehrt Quervernetzungen zwischen den einzelnen Lamellen, wodurch sich das Fortschreiten des Keratokonus verlangsamt. Dieser natürliche Prozess kann nun auch künstlich mit Hilfe einer Ultra-Violett-Bestrahlung und der Applikation von Riboflavintropfen(Vit.B2) beschleunigt werden. Dabei werden die biochemischen und biomechanischen Eigenschaften der Hornhaut derart verändert, dass eine Verstärkung der Quervernetzung und daraus eine höhere Hornhautstabilität resultiert.

Ob diese Behandlung möglich ist, muss im Einzelfall entschieden werden.

Die Behandlung wird derzeit von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

 

Die Hornhauttransplantation

Ist durch ständiges Zunehmen der kegelförmigen Deformierung der Hornhaut die Anpassung von Contactlinsen nicht mehr möglich, muss eine Hornhauttransplantation durchgeführt werden.

Je nach Ausgangslage liegt die Erfolgsrate bei 60-95%.

In Ausnahmefällen muss mehrmals transplantiert werden.

 

Zum Operationsverlauf:

Der OP-Verlauf ist relativ einfach. Mit einem sog. Trepan(Rundmesser) wird zunächst die Hornhaut des Spenders, dann die erkrankte Hornhaut beim Patienten ausgeschnitten. Dann wird die klare, gesunde Spenderhornhaut in die entstandene runde Lücke beim Patienten eingenäht. Das passiert unter dem Mikroskop mit entsprechender Vergrösserung. Die ganze Operation dauert etwa 30 Minuten. Meist geschieht dies unter Vollnarkose.

In der Regel heilt die neue Hornhaut ohne Schmerzen ein. Wichtig sind regelmäßige Kontrollen des frisch operierten Auges. Der Klinikaufenthalt dauert nur einige Tage. Anschliessend kann ein niedergelassener Augenarzt die Nachsorge übernehmen. In der Regel werden die Fäden nach etwa zwölf Monaten entfernt. Das gleichmässige und spannungsfreie Einwachsen des Transplantats in der Hornhaut des Empfängers entscheidet über die spätere Sehschärfenverbesserung.